Internationale Konferenz "In Sloterdijks Weltinnenraum"

Bericht von Aleš Urválek -1. Oktober 2017

Am 19. April gab es außer der "Langen Nacht der kurzen Texte" und dem Theaterfestival "Drehbühne Brno" noch eine dritte Veranstaltung, an der sich das germanistische Institut der MU beteiligte. Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Philosophie hat man schon zum zweiten Mal eine deutsch-tschechische germanistisch-philosophische Konferenz bestritten. Und so wie beim ersten Anlauf im Jahre 2015, wo man über Odo Marquard diskutiert hatte, stand wiederum eine Persönlichkeit im Mittelpunkt, die sowohl den Germanisten, als auch den Philosophen einiges zu sagen hat:Peter Sloterdijk.

 

Im Vormittagsblock wurde das Werk von Sloterdijk zunächst mal abwechselnd aus der germanistischen (A. Urválek: Sloterdijk als Kenner der deutschsprachigen Literatur) und dann aus der philosophischen (R. Brázda: Sloterdijks Kabintet der Philosophie) Perspektive betrachtet und auf die jeweils disziplinären Tragen und Themenkomplexe hin geöffnet. Eine scharfsinnige Analyse des berühmten Frühwerks Sloterdijks, der Kritik der zynischen Vernunft, hat anschließend Wolfgang Müller-Funk aus Wien vorgelegt.

 

Den Nachmittagsblock haben zwei Vorträge renommierter Sloterdijkforscher eröffnet; I. Janicka aus Warwick sprach über das Große und Kleine bei Sloterdijk, konkret über die Geschichte im astronomischen und mikroskopischen Blick. S. van Tuinen aus Rotterdam, dessen Buch über Sloterdijk äußerst populär ist, lotete die beste aller möglichen Welten Sloterdijks aus. Der geplante Vortrag von Erkan Osmanovič musste krankheitsbedingt ausfallen, was vor allem die Scharen der Germanistikstudentinnen bereut haben, die extra wegen diesem Vortrag eingetroffen waren, um bald bitter enttäuscht den Raum wieder zu verlassen. Wären sie geblieben, hätten sie den anspruchsvollen Vortrag von B. Horyna aus Brno über die postfaktische Welt der Analphabetenwahrheiten gehört, der mindestens so gut war, wie das, was Herr Osmanovič über Sloterdijk und David Precht vorgetragen hätte. Die letzten zwei Vorträge haben das durchaus gelungene Sloterdijk-Symposium abgerundet. Wolfgang Riedel aus Würzburg hat über Anthropoontologisches bei Sloterdijk referiert, was spannender war, als der Titel eventuell vermuten ließe. Und schließlich ist es Vahidin Preljevic aus Sarajevo gelungen, verschiedenste Anthropotechniken bei Sloterdijk auf eine recht plausible Art vorzustellen.

 

Dazu, dass die Konferenz als eine sehr erfolgreiche in Erinnerung bleibt, hat nicht nur die freundliche Atmosphäre im Raum A11, sondern auch das exzellente Büffet beigetragen, um das sich das mittlerweile erfahrene Team der Germanistikstudentinnen (L. Máčelová, H. Vybíralová) verdient gemacht hat, dem an dieser Stelle nochmals zu danken ist. Beim anschließenden Abendessen in der Stadt wurde beschlossen, die Konferenz-Reihe fortzuführen; nächstes Mal soll - wohl wiederum in zwei Jahren - über Hans Blumenberg gesprochen werden.