Jan Budňák zu "Wer ist und wie entsteht der Andere: Alteritätskonzepte"

Kurzbericht von Lucie Radová -1. Oktober 2017

Im Rahmen des Vorlesungszyklus „Texte und Methoden“, den das Institut für Germanistik, Nordistik und Nederlandistik im Sommersemester 2017 veranstaltet, trat Mgr. Jan Budňák, Ph.D (Professor an der Masaryk-Universität in Brünn, mit dem Forschungsschwerpunkt neuere deutsche Literatur) am 15. März mit seinem Vortrag zu dem Thema „Wer ist und wie entsteht der Andere: Alteritätskonzepte“ auf.

 

Am Anfang des Vortrags erklärte Jan Budňák mithilfe von praktischen Beispielen, dass das Bewusstsein unserer Identität, als Folge von sogenannten Grenzziehungen entstehe. Verschiedene Gruppen in der menschlichen Gesellschaft ziehen Grenze zwischen sich und ihren Gegensätzen bzw. Alteritäten. So existieren etwa die konstruierten Gegensatzpaare wie Frauen und Männer; Studenten und Lehrer; Ego und Alter Ego - um nur bei einigen zu bleiben.

 

Diese Grenzziehung trägt nicht nur zur Entstehung des Bewusstseins der Identität bei, sondern auch zur Entstehung der internen Homogenität („wir sind so“) und der externen Abgrenzung („sie sind nicht so, sie sind unterschiedlich“). Budňák weist auf die Tatsache hin, dass es heutzutage üblich sei, einen Menschen als „fremd“ zu markieren, noch vor dem ersten Kontakt mit ihm, was ebendiese Kontaktaufnahme – von Anfang an – beeinflusse.

 

Früher wurden die Unterschiede zwischen Identitäten, dem sog. „Essentialismus“ (nach lat. Essentia, als ein Grund von einzelnen Gruppen) zugeschrieben. In der modernen Geschichte glaubt man, dass Fremdheit und Eigenheit nicht mehr Gegensätze sind und erforscht, was der Begriff „Fremde“ eigentlich bedeutet. Von dieses Verschiebungen zeugen viele Bücher, beispielsweise Ich ist ein Anderer von A. Rimbaud oder Fremde sind wir uns selbst von J. Kristeva. Die neuesten Ansichten schlagen sogar vor „Anderes“ nicht als eine Substanz, sondern als eine Relation zum „Fremden“ zu verstehen und Alterität als einen Horizont nicht als eine Grenze wahrzunehmen. Die steigende Wichtigkeit der Begriffe „Fremdes“, „Anderes“, „Alterität“, „Identität“ zeigt sich auch am Faktum, dass immer mehr Disziplinen, wie Gender Studies, Feminismus, Sozialpsychologie, Ethnographie oder Psychoanalyse hierzu forschen.

 

Nachdem Besuch des Vortrages kann ich sagen, dass ich diese Problematik besser verstehe, sowie über einigen Punkten des Vortrags (z. B. „einen Mensch schon vor dem ersten Kontakt mit ihm als fremd zu markieren“; „Grenzziehung zwischen uns und dem zweiten“) noch lange nachdenken werde.