Das Filmfestival 2016

Rückschau von Tereza Šulcová -1. Oktober 2017

Bereits zum 11. Mal fand "Das Filmfest", ein Festival deutschsprachiger Filme, in Prag und in Brünn statt. Das Brünner Programm konnte man vom 31. Oktober bis 3. November 2016 im Universitätskino Scala, im Kino Art und im Kino Lucerna besuchen.

 

Die Veranstaltung wird jedes Jahr vom Goethe Institut, dem Österreichischen Kulturforum Prag und der Schweizerischen Botschaft in der Tschechischen Republik organisiert. Im Rahmen des Festivals wurde eine Reihe interessanter Filme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgewählt. Das Filmfest bietete beinahe 40 Filme, die in Themensektionen geteilt wurde. DAS FILMFEST SPEZIAL hat zum Beispiel den Film Egon Schiele aufgeführt, der einen der provokantesten Künstler Wiens des 20. Jahrhunderts behandelt. In der Sektion DIE FLUCHT wurde Das Tagebuch der Anne Frank oder Die Reise mit Vater präsentiert. MUMBLECORE?! bot eine Plattform für junge Autoren und die populäre Sektion DIE DOKU hatte beispielsweise den Film Future Baby, in dem es um die Zukunft der Menschenreproduktion geht, zu bieten. Die Kategorie SHORTS rundete das Programm mit Kurzfilmen ab.

 

Das Filmfest bietet Filme, die großteils zum ersten Mal in der Tschechischen Republik gezeigt werden. Ein besonderer Aspekt ist, dass viele der Filme während des Festivals oder kurz danach auch direkt in die tschechischen Kinos kommen. Im Festivalrepertoire gibt es vor allem Filme, die sowohl aktuelle als auch kontroverse Themen behandeln. Ein wichtiger Teil des Programms sind neben den Filmen selbst auch die anschließenden Diskussionen mit diversen Gästen – Schauspielern, Regisseuren und anderen Filmschaffenden. Alle Filme werden mit tschechischen Untertiteln vorgeführt, deswegen ist die Veranstaltung nicht nur für deutschsprachige Besucher, sondern auch für die breite Öffentlichkeit spannend.

 

Einer der Filme, die im Kino Art aufgeführt wurden, verdient besondere Erwähnung: Wild Nicolette Krebitz. Wild erzählt vom Mädchen Ania, das auf dem Weg zur Arbeit einen Wolf erblickt. Ihr Leben ist bis dahin eher langweilig, grau und ohne jegliche Spannung. Doch mit der Begegnung ändert sich alles. Plötzlich denkt sie nur mehr an den Wolf und möchte ihn wieder sehen. Schließlich jagt sie das Raubtier und lockt es in ihrer Wohnung am Stadtrand. Je länger sie Zeit mit dem Wolf verbringt, desto animalischer und wilder wird Ania. Sie scheint von allen Hemmungen befreit und wirkt dadurch auf ihre Freunde und Kollegen überraschenderweise interessanter.

Obwohl die Handlung auf den ersten Blick irritiert, ist der Film sehr spannend. Der Zuschauer erwartet jeden Moment, dass der Wolf Ania verletzt, aber das passiert nicht. Wild behandelt die Verbindung vom Mensch und Tier. Der Film vermittelt den Eindruck, dass alle Geschöpfe ähnliche Instinkte teilen. Es gibt auch Szenen, die verwundern oder sogar schockieren. Trotzdem – oder eben deshalb – muss man noch lange Zeit nach der Aufführung über die Beziehung zwischen Ania und dem Wolf nachdenken. Die Idee vom Wolf als Bild des Triebs im Gegensatz zum grauen Leben in der Großstadt wirkt originell und interessant – dieser Kontrast ist der Regisseurin Nicolette Krebitz  gelungen. Dazu hat die Schauspielerin Lilith Stangenberg sehr überzeugend das Grau der Großstadt als auch die mysteriöse Leidenschaft dargestellt, daher ist es auch kein Wunder, dass der Film sehr positiv aufgenommen wurde.